Feuilletonscout-Interview: Ein Moment mit … der Künstlerin Daniela A. Schur

Sie liebt die Nordsee. Ruhe, Natur und klassische Musik geben ihr die Inspiration für ihre Bilder. Daniela A. Schur wagte den Sprung weg vom Job in der Wirtschaftsprüfung und entschied sich für ein Leben als Künstlerin.

Feuilletonscout: Was lieben Sie an der Kunst?
Daniela A. Schur: Die vielfältigen Möglichkeiten sich auszudrücken – ohne Vorgaben und Einschränkungen. Zudem bedeutet sie für mich Freude, Energie, Erdung. Beim Malen kann ich zur Ruhe kommen und in mich gehen.

Feuilletonscout: Trotz dieser Liebe haben Sie doch aber erst einmal einen anderen beruflichen Werdegang gewählt. Warum?
Daniela A. Schur: Schon in der Schule hatte ich Freude an Musik, Kunst und Mathe. Damals wollte ich unbedingt Musik (Operngesang) studieren, da sie noch vor der Kunst meine absolute Leidenschaft war. Aber weil ich nicht gelernt habe, Klavier zu spielen, wurde mir davon abgeraten. Der Kunst hatte ich keine so große Bedeutung beigemessen und sie kam – trotz der Liebe zu ihr – als Beruf nicht infrage (wahrscheinlich wegen des geringen Stellenwerts in der Gesellschaft). Heute weiß ich, dass sowohl die Kunst als auch die klassische Musik für mich ganz eng zusammenhängen.
Wegen meiner auch vorhandenen Affinität zu Zahlen und durch die Begeisterung von Verwandten und Bekannten, die als Betriebsprüfer tätig waren, habe ich mich nach dem Abitur für den steuerberatenden Bereich entschieden. Nach der Ausbildung und meinem BWL-Studium habe ich bei einem großen Industrieunternehmen und später in der Wirtschaftsprüfung gearbeitet. So hat sich der Kopf über das Gefühl gestellt.

Feuilletonscout: Wie kam es zur Umkehr oder Abkehr und zur Hinwendung zu Ihrem Herzensthema?
Daniela A. Schur: Da für mich die Karriere sehr wichtig war, blieb nur wenig Zeit für die Musik. Die Kunst geriet völlig aus dem Blickwinkel, obwohl sie unterschwellig immer da war. Das änderte sich durch eine Viruserkrankung, die mein ganzes Leben auf den Kopf stellte. Aber ich bekam dadurch die Möglichkeit, mein Leben unter einem anderen Blickwinkel zu sehen und zu reflektieren. Mir war danach klar, dass ich etwas tun möchte, mit dem ich Menschen erreiche. Und eine ganz wichtige Erkenntnis war, dass es nicht nur den einen richtigen Weg gibt. Es kommt auf den Blickwinkel an, aus dem man eine Situation betrachtet, und darauf, dass man den Kurs jederzeit korrigieren kann.
In einem Urlaub an der Nordsee – ich liebe die Nordsee! – habe ich mich spontan für einen Ateliermalkurs angemeldet und dabei meine Liebe zur Malerei wiederentdeckt. Zuerst habe ich Nordseelandschaften gemalt, doch dann haben mich die Leuchttürme fasziniert – eine Faszination, die mich bis heute nicht loslässt. Erst habe ich meine Bilder nur im Freundeskreis verschenkt, doch dann wuchs der Wunsch, mehr Menschen zu erreichen. So kam es zu meiner ersten Ausstellung in einer Privatklinik und im Anschluss daran im Rahmen der Flüchtlingsproblematik in der EU-Kommission in Brüssel.

Feuilletonscout: Können Sie als Künstlerin die BWL abschalten?
Daniela A. Schur: Ja, es ist sogar sehr wichtig, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Im Kunstbereich stehen Emotionen im Fokus. Beide Bereiche sind völlig unterschiedlich und stark voneinander zu trennen. Allerdings bekomme ich häufig gesagt, dass ich im Vergleich zu anderen Künstlern sehr strukturiert bin und klare Vorstellungen habe, was ich möchte. Ich denke aber, dass dafür weniger die BWL, sondern eher mein Perfektionismus entscheidend ist.

Feuilletonscout: Mit welchen Materialien und Farben arbeiten Sie am liebsten?
Daniela A. Schur: Ich arbeite sehr gern mit Gips sowie Spachtelmasse und mag das Experimentieren mit unterschiedlichen Farbtönen. Mein Anspruch liegt darin, die einzelnen Farben so realistisch wie möglich auf die Leinwand zu bringen. Allerdings arbeite ich im Gegensatz dazu ebenso gern plakativ mit Weiß. Irgendwie haben weiße Leuchttürme für mich einen ganz besonderen Reiz und Ausstrahlung.

Feuilletonscout: Wie finden Sie Ihre Themen, Ihre Inspiration?
Daniela A. Schur: Das ist ganz unterschiedlich. Zum einen durch das Reisen, durch Reportagen und Gespräche. Andererseits aber auch im Malprozess selbst, durch Ruhe, in der Natur, durch klassische Musik.

Feuilletonscout: Großen Raum in Ihrem Werk nehmen Leuchttürme ein. Was fasziniert Sie an ihnen?
Daniela A. Schur: Leuchttürme faszinieren mich aufgrund ihrer Intensität, Symbolkraft und Architektur. Sie sind für mich jedoch nicht einfach nur typische Bauwerke an den Küsten. Sie sind auch mehr als das Spiel von „Licht an“ und „Licht aus“, um Schiffen Orientierung zu geben. Für mich sind sie Symbole von Sicherheit, Kraft und Freiheit, aber auch der Möglichkeit, seinen Kurs zu korrigieren. Und: Jeder Leuchtturm – ob klein oder groß – hat seine ganz spezielle Ausstrahlung, löst Fernweh und die Sehnsucht nach der großen, weiten Welt aus. Zudem verbinden Leuchttürme Menschen über Grenzen hinaus. Deshalb setze ich sie in den Fokus meiner Bilder; die Landschaft spielt dabei nur eine sekundäre Rolle.

Feuilletonscout: Könnten Sie sich vorstellen, in einem Leuchtturm zu wohnen?
Daniela A. Schur: Ja, das könnte ich mir sehr gut vorstellen. Wobei da wahrscheinlich zwei verschiedene in Betracht kommen – aufgrund der Gegensätzlichkeit: einerseits mitten im Meer, dem rauen Klima ausgesetzt, und zum anderen auf dem Festland.

Feuilletonscout: Wie reagieren die Menschen auf Ihre Kunst und Ihre Motive?
Daniela A. Schur: Bis jetzt habe ich nur positive Reaktionen bekommen und die Menschen sehen in meiner Kunst einen Beitrag zur Kultur. In den Ausstellungen sind alle Altersklassen mit den unterschiedlichsten Interessen vertreten. Die Vielzahl der Besucher ist fasziniert und überrascht, wie unterschiedlich Leuchttürme in Architektur, Farbe und Standort sind. Andere haben den einen oder anderen bereits bereist und erzählen ihre Erlebnisse. Interessant finde ich auch, wenn Seemänner oder Personen, die im maritimen Bereich arbeiten, über ihre Erfahrungen berichten.

Feuilletonscout: Über welche Reaktionen freuen Sie sich? Gibt es auch Überraschungen?
Daniela A. Schur: Ich freue mich, wenn ich sehe, wie sehr sich die Menschen mit meinen Bildern auseinandersetzen, und mich an ihren Eindrücken und Empfindungen teilhaben lassen, wenn sie ihre Begeisterung für Leuchttürme mit mir teilen. Das ist für mich sehr wertvoll und eine große Bereicherung. Und ich werde immer wieder überrascht! Bei meiner Vernissage auf Föhr überreichte mir ein älterer Herr einen handgeschriebenen Brief, in dem er seine Faszination von Leuchttürmen und meinen Bildern beschrieb. Eine andere Dame erzählte mir von ihrer krebskranken Nichte, der sie eine meiner handgemalten Glückwunschkarten als Lichtblick und Kraftquelle in dieser schwere Zeit schenken wollte. Solche Erlebnisse berühren mich sehr.

Feuilletonscout: Haben Sie einen künstlerischen Traum?
Daniela A. Schur: Mein künstlerischer Traum ist, noch mehr Menschen über Grenzen hinaus mit meinen Bildern zu erreichen und zu inspirieren. Außerdem würde ich gern mal in einem Leuchtturm ausstellen.

Feuilletonscout: Was sind Ihre nächsten Pläne?
Daniela A. Schur: Meine nächste Ausstellung ist im Witthüs in Hamburg-Blankenese. Danach freue ich mich auf das Malen neuer Motive, um für 2018 wieder einen Kalender zu produzieren. Zudem habe ich noch andere Ideen, die ich gern angehen möchte – die verrate ich aber noch nicht.